9. November 2015 um 19.30 Uhr im Löwenstein nach der Gedenkstunde am Mahnmal
Traditionsgemäß widmet sich der „Lernnachmittag“ am 9. November der Reichspogromnacht des Jahres 1938. Im Mittelpunkt steht in diesem Jahr ein Vortrag zum Wirken Fritz Bauers. Der Referent Werner Renz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fritz-Bauer-Instituts in Frankfurt am Main sowie Leiter des Archivs und der Bibliothek.
Fritz Bauer war von 1956 bis zu seinem Tod 1968 auf Initiative des damaligen Ministerpräsidenten und Justizministers des Landes Hessen, Georg August Zinn (SPD), Generalstaatsanwalt in Frankfurt am Main. Bauer ist es zu verdanken, dass gegen alle Widerstände und nach jahrelanger mühsamer Ermittlungsarbeit am 20. Dezember 1963 der erste „Auschwitz-Prozess“ vor einem deutschen Gericht in Frankfurt am Main eröffnet wurde. Dabei ging es Bauer in erster Linie nicht um die Bestrafung der Nazi-Verbrecher, sondern er verstand den ganzen Prozess als „große pädagogische Aktion für ein neues Deutschland“, so der Regisseur Giulio Ricciarelli in einem Interview über seinen Film „Im Labyrinth des Schweigens“. Indem Fritz Bauer die Nachkriegsgesellschaft gezwungen hat, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, ist er zu einer der zentralen Persönlichkeiten der Entwicklung einer demokratischen Rechtsordnung in der Bundesrepublik Deutschland geworden.
Besondere Aktualität erfährt diese Lehrhaus-Veranstaltung durch den Anfang Oktober in die Kinos gekommenen ARD-Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“, der nicht nur den ersten Auschwitz-Prozess thematisiert, sondern besonders die Widerstände nicht zuletzt der Adenauer-Regierung sowie die Enttarnung von Adolf Eichmann, dem Verantwortlichen für die „Endlösung der Judenfrage“.