Der Kaufmann von Venedig

Nächste Veranstaltung:

Drama vom Geld und dem Juden. Geldwirtschaft und Antisemitismus bei Shakespeare

am 17. Oktober 2021 um 16 Uhr in der Begegnungsstätte Löwenstein
mit Dr. Hermann Engster

Mit einem immer wieder – leider – aktuellen Thema befasst sich der Lernnachmittag am 17. Oktober 2021. Unser Referent Dr. Hermann Engster, jetzt als Dozent für Literatur und Musik an der Universität des dritten Lebensalters in Göttingen tätig, zeigt uns einen historischen Aspekt des Antisemitismus anschaulich auf:

Im Jahr 1290 werden durch königliches Dekret die Juden aus England vertrieben. Nur wenige hundert Juden leben Ende des 16. Jahrhunderts, teils verdeckt, teils noch geduldet, in London. Trotzdem flammt, dreihundert Jahre danach, in zahlreichen und höchst populären Dramen der Judenhass wieder auf, am bösartigsten in Christopher Marlowes Stück „Der Jude von Malta“, und bis heute fortlebend in Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ mit der Figur des rachsüchtigen Geldverleihers Shylock. Wie ist das zu erklären?

Es sind vor allem politisch-ökonomische Gründe ausschlaggebend. Die Investitionen in kostspielige, aber höchst profitable Handelsfahrten nach Übersee im 16. Jahrhundert erfordern die Entwicklung einer historisch neuartigen Kreditwirtschaft. Da Kreditgeschäfte gegen Zins Christen verboten sind, wird das Geldverleihen zumeist von Juden betrieben. Shakespeare sind die ökonomischen Notwendigkeiten nicht bewusst; er behandelt in seinem Drama das Problem als religiösen Konflikt und lädt diesen mit seiner bösartigen Judenkarikatur mittels fortlebender Stereotypen antisemitisch auf. Sein Drama ist zwar kein Pogromstück, doch stellt, im Bewusstsein der Shoah, seine unleugbare anti-jüdische Tendenz jedes Theater, und so auch Leserinnen und Leser, vor unüberwindliche Probleme.

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Über Jüdische Kultusgemeinde für Göttingen und Südniedersachsen

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